Nationalpark Jasmund

Natur sich selbst überlassen: So entwickeln sich im Nationalpark Jasmund eindrucksvolle Landschaftsbilder.

Natur sich selbst überlassen: So entwickeln sich im Nationalpark Jasmund eindrucksvolle Landschaftsbilder. Foto: Jörg Levermann.

Wenn aus den Tümpeln das Wasser abfließt, bildet sich Torfboden. So entstanden die Moore im Naturpark.

Wenn aus den Tümpeln das Wasser abfließt, bildet sich Torfboden. So entstanden die Moore im Naturpark. Foto: Jörg Levermann.

Halbinsel Jasmund, November 2014. Was ist ein Schluckloch? Die Öffnung in der unteren Gesichtshälfte, in die der Schluckspecht sein Bier schüttet. Nein! Wenn Du die Ausstellung im Nationalpark-Zentrum Königsstuhl besuchst, wirst Du eines Besseren belehrt. Hier findest Du zum Beispiel Informationen über die natürliche Entwicklungsgeschichte eines Moores im Buchenwald des Nationalparks Jasmund. Und eben auch die Entstehung eines Schlucklochs.

Die Ausstellung zeigt Dir, wie sich in Mulden Wasser zu Seen und Weihern sammelt. Der  Untergrund besteht  zum Großteil aus Kalkstein, was an den Kreidefelsen zu sehen ist. Dieser geologische Aufbau begünstigt das Versickern von Wasser. Im Laufe der Zeit bildet sich an einer Seite des Gewässers ein Abfluss heraus – das Schluckloch. Mit dem abfließenden Wasser und dem Trocknen des Bodens entsteht in der Mulde nach und nach ein Torfboden. So sind die Moore im Buchenwald des Nationalparks Jasmund im Nordosten von Rügen entstanden. Früher wurde der Torf abgebaut und von den Rüganern der Umgebung als Brennstoff verwendet. Das ist schon lange her. Heute sind die Moore im Nationalpark Jasmund streng geschützt.

Blick von Königsstuhl auf den Ostseestrand. Die Kliffs der Kreidefelsen bestehen nicht allein aus Kreide. Sand, Lehm, Findlinge bilden ein chaotisches Mustern der Erdgeschichte.

Blick vom Königsstuhl auf den Ostseestrand. Die Kliffs der Kreidefelsen bestehen nicht allein aus Kreide. Sand, Lehm, Findlinge bilden ein chaotisches Muster der Erdgeschichte.

Wir machen uns auf den Weg zum Königsstuhl. Die drei Kilometer kurze Strecke vom Parkplatz in Hagen (Rügen) führt durch ein Herzstück des Nationalparks Jasmund. Wer nicht so gut zu Fuß ist, kann auch den Pendelbus nutzen. Nur dann erlebt er wenig von der eindrucksvollen Landschaft.

Auf dem Waldweg sehen wir alle Formen der Buchenwald-Entwicklung. Auch Gewässer und Torfmulden, die nach dem Wasserabfluss entstanden sind. In den Mooren gedeihen sehr seltene Pflanzen, unter anderem der Sonnentau und der Riesenschachtelhalm. Auf dem Kalktrockenrasen wachsen Orchideen. Zu den eindrucksvollsten Tieren im Nationalpark zählen Seeadler, Dam- und Rothirsche. In den Kreidekliffs brüten Wanderfalken und Tausende von Mehlschwalben. Heute aber erleben wir nichts von alledem. Stattdessen hüllt sich der Buchenwald in den trüben Dunst des Novembers. Das Dunkel des aufziehenden Abends legt nahe, Enkelkindern Schauermärchen zu erzählen.

Gudrun im Naturherz. Der Buchen-Urwald im Naturpark Jasmund bildet eigenartige Formen heraus.

Gudrun im Naturherz. Der Buchen-Urwald im Naturpark Jasmund bildet eigenartige Formen heraus. Foto: Jörg Levermann.

An sieben Stellen auf dem Weg zum Königsstuhl sind Informationstafeln angebracht, auf denen die natürliche Entwicklung der Landschaft beschrieben ist. Der Höhenrücken der Stubnitz steigt an bis auf 161 Meter. „Am Kreidekliff scheint der Buchenwald förmlich ins Meer zu stürzen”, heißt es in einer Broschüre der UNESCO. Der Königsstuhl thront umrahmt von Buchen 118 Meter über der Ostsee auf dem Kreidefels.

Schon 1929 wurde das Naturschutzgebiet Jasmund ausgewiesen. Seither konnte sich der Buchenwald in Teilen des heutigen Naturparks weitgehend unbeeinflusst von Bewirtschaftung zu einem Urwald entwickeln. Es ist heute der größte zusammenhängende Buchenwald an der Ostsee. Die UNESCO hat 2011 das Gebiet als Weltnaturerbe anerkannt.

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