Chronik von Rambin

Rambin. Altefähr hat eine, andere Gemeinden auf Rügen auch. Von Rambin fehlt bislang eine Chronik; aber jetzt liegt dafür das Archiv vor. Am  Donnerstag [23.10.2014] hat Wolfgang Heun (84) vor der Gemeindevertretung die umfangreiche Materialsammlung an Bürgermeister Christian Thiede übergeben. „Fakten sammeln, Zeugnisse in Form von Dokumenten, Zeitzeugenbefragungen und Bildern chronologisch zu ordnen, halte ich für wichtiger, als die Geschichte in Prosa zu beschreiben“, unterstrich der emeritierte Professor der Hochschule Bernburg in seinen Erläuterungen.

Blümchen für gesammelte Ortsgeschichte: Bürgermeister Christian Thiede bedankt sich bei Wolfgang Heun (r.) für seine Arbeit am Archiv von Rambin.

Blümchen für gesammelte Ortsgeschichte: Bürgermeister Christian Thiede bedankt sich bei Wolfgang Heun (r.) für seine Arbeit am Archiv von Rambin.

War es nicht ein idyllischer Briefkopf, den Rambin noch 1993 hatte? Viele ehemalige Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter wandten sich vor allem in den Neunzigerjahren an die Gemeinde, um ihre Arbeitszeit in Rambin bescheinigt zu bekommen. Das war als Nachweis für ihre Rentenversicherung in Polen wichtig.

War es nicht ein idyllischer Briefkopf, den Rambin noch 1993 hatte? Viele ehemalige Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter wandten sich vor allem in den Neunzigerjahren an die Gemeinde, um ihre Arbeitszeit in Rambin bescheinigt zu bekommen. Das war als Nachweis für ihre Rentenversicherung in Polen wichtig.

In den 36 Schubboxen und 32 Ordnern schlummern so manche Schicksalsbeschreibungen und Geschichten, von denen in Rambin inzwischen Ergebnisse zu besichtigen sind. So haben die Dokumente über Kriegsopfer Anregung für ein Kriegerdenkmal gegeben,
das in der Dorfmitte errichtet worden ist. Einige Exponate im Heimatmuseum und die Informationstafel am Kloster St. Jürgen vor Rambin sind auf die Unterlagen im Archiv zurückzuführen. Die Dokumentation über den ehemaligen Bürgermeister von Rambin, Christian Welke, ist im Rügen-Journal erschienen. Auch kommen schon mal Kuriositäten zutage wie diese: Pakete aus dem Westen waren zu DDR-Zeiten nicht ungewöhnlich. Im Archiv aber liegt eine Korrespondenz über ein Paket, das von Rambin aus in den Westen geschickt worden ist – Inhalt: eine Weihnachtsgans. Angekommen ist die Sendung nie, aber wenigstens zurück an den Absender gegangen. Ob das Federvieh noch verwertbar war, ist nicht überliefert.

Das gab's damals auch in Rambin: Auf diesen Lebensmittel-Berechtigungsschein konnten 47,5 Kilogramm Brot gekauft werden. Nur ältere Zeitgenossen werden sich erinnern.

Das gab’s damals auch in Rambin: Auf diesen Lebensmittel-Berechtigungsschein konnten 47,5 Kilogramm Brot gekauft werden. Nur ältere Zeitgenossen werden sich erinnern.

Aufschlussreich ist die Korrespondenz ehemaliger Kriegsgefangener, die in Rambin als Zwangsarbeiter beschäftigt waren. In den Neunzigerjahren haben sich viele an die Gemeinde gewandt, um die Arbeitszeiten für ihre Rente in Polen bestätigt zu bekommen. Etliche Briefe zeugen von seelischen Wunden, wenige von guten Erinnerungen wie im Brief von Maria Sp. aus Tozew: „In den schweren Zeiten habe ich viele wunderbare Familien kennengelernt, die uns sehr geholfen haben“.

Teaser lesen…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert