Das ist nicht nur auf Rügen so: An großen Verkehrsprojekten scheiden sich die Geister. Seit 2011 entsteht in Fortsetzung der Rügenbrücke eine dreispurige Straße, die einmal bis zur Inselhauptstadt Bergen führen soll. Das mächtige Verkehrsprojekt spaltet die Inselbevölkerung in Befürworter und Gegner. Und bei dem Projekt explodierten die Kosten. Jetzt hatte der zuständige Landesminister wieder eine Hiobsbotschaft im Gepäck.
Für nicht Ortskundige: Seit Jahren wird als Ersatz für die alte Bundesstraße mit zahlreichen Ortsdurchfahrten und etlichen Ampelkreuzungen die B 96n gebaut. Es entsteht ein mächtiges Verkehrsband, bestehend aus alter und neuer Bundesstraße und – mittendrin – die zweigleisige Bahnstrecke von Stralsund nach Binz/Sassnitz. Die Bevölkerung auf Rügen hat das Projekt in zwei Lager geteilt: Die einen sind froh, dass mit der neuen Strecke das in den Ferienmonaten herrschende Chaos am Einfallstor der Sonneninsel behoben wird. Sie sind die Mehrheit. Die anderen treibt der Umwelt- und Naturschutz zu heftigem Widerstand, sogar zur Klage gegen das Projekt. Wie auch immer, die neue Straße wird gebaut, darüber habe ich schon öfter in der OSTSEE-ZEITUNG berichtet. Ende November 2015 soll der erste 14 Kilometer lange Teilabschnitt bis in den Osten von Samtens für den Verkehr freigegeben werden. Im gleichen Zuge wurde ein Radweg entlang der alten Bundesstraße gebaut. Rambiner hatten mit der Baustelle oft Anlass zu Ärger, denn mit den Bauarbeiten entstanden durch einspurige Verkehrsführung immer wieder Megastaus.
Ganz Schlaue umgingen den Stau und nutzten die Ortsdurchfahrt von Rambin, was ja legitim ist. Aber nicht im „Affentempo”, denn der gesamte Ort ist eine 30-Km-Zone. Und zwar zu Recht – enge Straßen, scharfe Kurven, an allen innerörtlichen Einmündungen rechts vor links machen Temposünder zur Gefahr. Neben diesen „Aufregern” haben sich nicht nur Rüganer über die Kostenentwicklung geärgert. Ursprünglich war die gesamte Streckenführung der B 96n in zwei Bauabschnitten bis Bergen mit 80,3 Millionen Euro veranschlagt. Mitte Juli 2015 machte sich Minister Christian Pegel (SPD) kundig über den Baufortschritt. Und so ganz nebenbei kamen erstaunliche Informationen über die wahren Kosten raus.